Redebeitrag: Tag der Pflege am 12. Mai 2021

Redebeitrag: Tag der Pflege am 12. Mai 2021

Hallo!

Ich bin Franka und ich stehe heute hier als Medizinstudentin und Vertreterin der Hochschulgruppe Kritische Medizinstudierende Leipzigs.

Wir, als Gruppe, haben den Anspruch, uns kritisch mit dem Gesundheitssystem und den Menschen in diesem System auseinanderzusetzen und das Gegebene nicht einfach hinzunehmen, sondern, wenn möglich Missstände zu beleuchten und anzuprangern.

Die Situation der Pflege ist ein solcher Missstand. Wir, die hier stehen, wissen denke ich alle, dass die Situation der Pflege so nicht hinzunehmen ist.

Unser Gesundheitssystem besteht in einem kapitalistischen System. Es dient weniger den Bedürfnissen von Patient*innen und Personal, sondern vielmehr Profiten und Gewinnmaximierung.

Personal kostet aber- deswegen sind die Pflege und andere Mitarbeitende gezwungen, möglichst viele Patient*innen in möglichst kurzer Zeit zu versorgen. Eine Pflegekraft ist durchschnittlich für 13! Patient*innen verantwortlich. Es ist unabwendbar, dass dabei einiges auf der Strecke bleibt.

Eine gute Versorgung kann so nicht gewährleistet werden. Pfleger*innen können das Unmögliche nicht möglich machen. Wenn mehr Patient*innen von weniger Pflegenden versorgt werden müssen, dann gibt es weniger Zeit für die einzelnen Menschen und eine Dauerbelastung in der Pflege. Die Gesundheit der Menschen kann nicht gesichert werden!

Es gibt einen Pflegenotstand in Deutschland- und das nicht erst seit der Pandemie. Diese hat die Lage nur noch zusätzlich verschärft. Die Anzahl an Pflegebedürftigen Menschen in Deutschland steigt stetig, aber die Zahl der Pflegekräfte bei Weitem nicht. Mehrfach zeigten Studien, dass mehr als 100.000 Vollzeitbeschäftige in der Pflege in Deutschland fehlen. 100.0000! Allein 2020 haben 9.000 Menschen den Pflegeberuf verlassen und viele weitere denken darüber nach.


Zu wenig Pflegekräfte wollen weiter unter diesen Umständen arbeiten. Und das zu Recht. Ein Beruf, der in unserer Gesellschaft von zentraler Bedeutung ist, muss auch entsprechende Bedingungen und Anerkennung mit sich bringen.

Dieser Zustand in den Krankenhäusern, Altenheimen und ambulanten Pflegeeinrichtungen besteht schon viel zu lange. Er ist der Politik zwar bekannt, wird aber ignoriert und spitzt sich weiter zu.

Hier hilft kein solidarisches Klatschen mehr, es braucht politische Konsequenzen, die über einmalige Boni hinaus gehen.

Die Forderungen der Pflege müssen ernst genommen, gehört und umgesetzt werden. Weg vom Profitkurs, hin zu einem angemessenen, verpflichtendem Personalschlüssel, einer besseren Bezahlung und verbesserten Ausbildungs- und Aufstiegschancen.

GESUNDHEIT IST KEINE WARE!

Dieser Zustand kostet Patient*innen das Leben.

Dieser Zustand bringt Pflegekräfte an ihre Grenzen.

Wirtschaftliche Profite machen keine Patient*innen gesund, sie machen Pflegekräfte krank.

Wir, Kritische Medizinstudierende, solidarisieren uns mit der Pflege. Wir wollen unsere Wertschätzung für die Arbeit von Pflegenden ausdrücken.
Wir wollen in einem Gesundheitssystem arbeiten, in dem nicht Profite an oberster Stelle stehen, sondern das Wohl der Patient*innen und der Arbeitskräfte.

Wir wollen, dass Ärzt*innen anerkennen, wie wichtig die gute und respektvolle Zusammenarbeit zwischen Ärzt*innen und Pfleger*innen ist.

Die Arbeit muss auch und insbesondere von Ärzt*innen gesehen und anerkannt werden, um gemeinsam auf Augenhöhe voneinander zu lernen und miteinander zu arbeiten. Mehr noch: Wir fordern, dass sich die ärztliche Standespolitik konsequenter für die Pflege und gegen ein profitorientiertes Gesundheitswesen positioniert.

Wenn im Krankenhaus Miteinander und füreinander gekämpft wird, dann ist es ein viel leichterer Kampf, als wenn wir gegeneinander ankämpfen.

Wir stehen heute alle gemeinsam hier und zeigen, es kann und darf so nicht weiter gehen.

Danke!